Studieninformationen und Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie
"Mehrpersonensettings (MPS) in Psychotherapien: Erfassung von Gunst- und Barrierefaktoren für den Zugang zum MPS"
Mit diesem Informationsschreiben möchten wir Sie herzlich dazu einladen, sich über die Hintergründe und Ziele der Studie zu informieren.
Worum geht es?
Wir sind als Menschen soziale Wesen, und das schlägt sich auch in unserer Gesundheit nieder. So bedingt die Einbindung in positive soziale Netzwerke eine deutliche Verringerung der Symptombelastung bei psychischen Störungen, bis hin zu einer 50%igen Senkung der Sterberate auch bei körperlichen Krankheiten. Dies gilt sowohl für Patient*innen als auch für wichtige Bezugspersonen (Hartmann, Bäzner, Wild, Eisler, & Herzog, 2010; Holt-Lunstad, Smith, & Layton, 2010). Gleichfalls ist die Rückfallquote nach Psychotherapien im Mehrpersonensetting (MPS) mit 9%, geringer als in Einzelpersonensettings, wo sie bei 12% liegt. Darüber hinaus scheinen Psychotherapien im Mehrpersonensetting kosteneffizienter zu sein als Psychotherapien mit nur einer Person (Morgan, 2013).
Mit dieser Studie konzentrieren wir uns auf das Mehrpersonensetting und möchten einen Beitrag zur Erforschung von Faktoren leisten, die die Anwendung von MPS in der Systemischen Psychotherapie beeinflussen.
Die Systemische Psychotherapie ist seit 2018 als viertes Psychotherapieverfahren sozialrechtlich anerkannt, und steht damit allen Bürger*innen der Bundesrepublik Deutschland, im Rahmen der kassenfinanzierten Versorgung zur Verfügung (Gemeinsamer Bundesausschuss, 2018). Ihre Wirksamkeit ist bisher vielfach belegt (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWIG, 2017).
Obwohl MPS bereits seit den 1950er Jahren vielfach angewendet werden, stellt das Mehrpersonensetting, seit Einführung der Systemischen Therapie, eine Neuheit im kassenfinanzierten Versorgungssystem dar. Im Vergleich wird Gruppentherapie, per Definition, mit mehreren einzelnen Betroffenen aus unterschiedlichen sozialen Systemen durchgeführt. Angehörigengespräche werden zur sozialen Unterstützung einzelner Betroffenen aus dem direkten Umfeld herangezogen. Die Systemische Therapie, unter Anwendung des MPS, nimmt weniger die einzelne Person in den Fokus, sondern ganze soziale Systeme (beispielsweise Paare, Familien, Freundes- oder Arbeitskreise). Im MPS wird also davon ausgegangen, dass alle Vertreter*innen einer sozialen Gruppe sowohl an Symptomen und Störungen sowie gleichsam an Lösungen beteiligt sein können.
Allerdings fehlen bisher nicht nur direkte Vergleiche zwischen der Nutzung von Mehr- versus Einzelpersonensettings. Auch gibt es bisher keine Übersicht über die Arten, das Vorkommen und somit auch nicht über die evidenzbasierte Bedeutsamkeit des Mehrpersonensettings, als ein Standardsetting in der Systemischen Therapie und der kassenärztlichen Regelversorgung im Deutschen Gesundheitssystem.
Um die Erforschung des MPS zu ermöglichen möchten wir mit dieser Studie Daten sammeln über Faktoren, die den Zugang zur Therapie im MPS begünstigen oder erschweren. Hierbei spielt die Expertise von verschiedenen Beteiligten eine wesentliche Rolle: Vertreter*innen der Versorgung (Institute, Supervisor*innen, Therapeut*innen) und Vertreter*innen der Klient*innen (Patient*innen und Bezugspersonen).
Die vorliegende Studie möchte mittels Online-Fragebogen einen Überblick über die genannten, relevanten Gunst- und Barrierefaktoren gewinnen, und diese anhand aller an Psychotherapien Beteiligter vergleichen.
Wer leitet die Studie?
Das Projekt wird von angehenden Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Wissenschaftler*innen begleitet.
Die Studienleitung liegt bei Prof. Dr. Christina Hunger-Schoppe. Daneben wird das Projekt von Robin Gräfenkämper, M. Sc. (Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Witten/Herdecke) koordiniert. Beide bieten seit vielen Jahren MPS im Rahmen Systemischer Psychotherapie an. Praktisch wird die Studie von Studierenden der Universität Witten/Herdecke umgesetzt. Diese befassen sich für ihre Masterarbeiten mit der Erhebung des Fragebogens und der Datenaufbereitung.
Ablauf der Studie
Die Teilnahme beinhaltet das einmalige Ausfüllen eines Fragebogens. Dieser wird ca. 20 Minuten in Anspruch nehmen. Sie haben Anspruch darauf, über die Ergebnisse der Studie informiert zu werden. Bitte kontaktieren Sie hierfür die Projektkoordination. Sie erhalten die Kontaktinformationen erneut am Ende der Studie.
Welche (Neben-)Wirkungen sind zu erwarten?
Es werden keine Komplikationen erwartet. Wir möchten Sie jedoch auf Fragen im Fragebogen hinweisen, die Ihnen möglicherweise intim erscheinen. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie insbesondere auf Ihr Abbruchrecht hinweisen.
Freiwilligkeit der Teilnahme und Abbruchrecht
Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig. Sie können jederzeit, und ohne die Angabe von Gründen Ihre Teilnahme an der Studie beenden. Daraus entstehen Ihnen keine Nachteile. Bitte berücksichtigen, dass wir bereits gewonnene Daten, aufgrund vollständiger Anonymisierung der Daten, nicht mehr löschen können.
Gewährleistung der Anonymität und Datenschutz
Das gesamte Forschungsprojekt und alle beteiligten Mitarbeiter*innen unterliegen den Bedingungen des Datenschutzes (Art. 6 (1) a und 9 (2) a DSGVO), der ärztlichen Schweigepflicht sowie den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes. Ihre Daten werden auf dem Server der Universität Witten/Herdecke elektronisch und anonym ohne Ihren Namen erhoben. Diese bestehen ausschließlich aus den Fragen, die Sie im Fragebogen beantworten. Es werden keine anderen Informationen gespeichert, welche eine Identifizierung ermöglichen könnten. Elektronisch erhobene Daten und dabei im Hintergrund automatisch anfallenden Metadaten (sog. Logdaten, wie Zeitstempel, IP-Adresse) werden gemäß Art. 6 (1) f DSGVO getrennt von den Studiendaten verarbeitet.
Die Auswertung und Verwendung der Daten erfolgt ausschließlich im Rahmen des Forschungsprojekts. Werden Ergebnisse der Studie veröffentlicht, so ist es nicht möglich, dass die Daten Ihrer Person zugeordnet werden können. Aufgrund der anonymen Datenerhebung ist eine nachträgliche Löschung Ihrer Daten auf Nachfrage nicht möglich. Ihre Mitteilungen werden vertraulich behandelt.
Jede Verarbeitung der Daten wird im Außenverhältnis verantwortet durch die Universität Witten/Herdecke gGmbH, Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten (E-Mail: public@uni-wh.de). Der Datenschutzbeauftragte der Universität Witten/Herdecke ist Dipl.-Stat. Martin Rützler (E-Mail: datenschutz@uni-wh.de). Intern steht Ihnen der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie III, damit Prof. Dr. Christina Hunger-Schoppe und ihr Team für Nachfragen sowie Einsichtsanfragen zur Verfügung.
Die für die Universität Witten/Herdecke zuständige Aufsichtsbehörde ist die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW, Kavalleriestr. 2-4, 40213 Düsseldorf (E-Mail: poststelle@ldi.nrw.de).
Kontakt
Projektkoordination
Robin Gräfenkämper, M. Sc. robin.graefenkaemper@uni-wh.de
Projektumsetzung
Simon Fischer, B. Sc. simon.fischer@uni-wh.de
Fenja Kulemann, B. Sc. fenja.kulemann@uni-wh.de
Einverständniserklärung
Ich habe die Teilnahmeinformationen zur Studie vollständig gelesen und verstanden. Mit der Teilnahme an der Studie erkläre ich mich mit den obenstehenden Informationen einverstanden.